Die Geschichte Waldniels bis jetzt.

Von Klaus Müller 24

 

Meine Quellen: Schwalmtals Weg durch die Geschichte/ Willi Aretz

200 Jahre St. Josef Junggesellenbruderschaft Waldniel / 1953 Festschrift Waldnieler Heimattage 1925 Heimatbuch des Kreises Viersen 1959 Festschrift 50 Jahre VSF Amern 1960 Waldniel als Flecken/ Hubert Pötter 350 Jahre Ev. Kirche in Waldniel/ Arne Thummes Haus Klee / Josef Deilmann Waldniel, sein herrliches Schwalmtal, seine schönsten Wanderwege Herausgeber: Verkehrs und Heimatverein Waldniel 1936

 

Sicher haben sie sich schon mal gefragt: Wo wohne ich hier Wie hat es früher hier ausgesehen? Was war hier?

Ich werde mal versuchen, es so unkompliziert wie möglich darzustellen.

 

Wie ging es los Beginnen wir mal ganz vorne.

Vor zehntausenden von Jahren dehnte sich von der Maas bis zu den Süchtelner Höhen ein riesiges Seengebiet aus. Darin schwammen sogar Flusspferde und Nashörner, sogar Riesenelefanten stampften durchs Ufergehölz. Ausgrabungen in unseren Tongruben bestätigen das. Irgendwann in dieser Zeit muss es ein Erdbeben gegeben haben wodurch Flussbette entstanden. Aus den Flussbetten wurde Rhein und Maas. In dieser Zeit entstand auch das Schwalm und Kranenbachtal. Weil es hier sehr sumpfig und moorastig war und große Teile mit Wasser bedeckt waren, hat man sich logischer Weise hier zuerst einmal nicht groß angesiedelt.

Eine schwache Besiedlung soll es trotzdem gegeben haben, dass belegen Funde von Steinbeilen und Steinklingen aus der jüngeren Steinzeit (2000 v Chr.)

In der Bronze und Eisenzeit, das war von 2000 - 50 v. Chr. kam es dann zu einer stärkeren Besiedlung des Schwalmgebietes.

Zuerst durch die Kelten ( Eburonen ) Diesen germanischen Volksstamm vernichtete jedoch Caesar mit seinen römischen Truppen fast völlig. In dem entvölkerten Gebiet siedelten dann die römerfreundlichen Ubier. Es wurde sogar Ackerbau betrieben.

Aus dem 7-8 Jahrhundert v. Chr. ist ein Hügelgräberfeld bei Hardt datiert.

Das war ein Friedhof für die gestorbenen Bewohner unserer Heimat.

Bei Hehler gibt es eine Parzelle die heißt: Toetenfeld !

Wahrscheinlich war das auch eine Begräbnisstätte. Denn, wo ein Friedhof war, gab es natürlich auch Besiedlung.

Der Rhein war die römische Grenze geworden. Alles was links vom Rhein war, wurde kulturmäßig und landwirtschaftlich von den Römern erfasst. Es kam Leben an den Niederrhein. Beim Bau des Eckhauses in der Siedlung in Steeg wurden im Jahre 1929 Römische Grabfunde entdeckt. Ist das ein Beweis dafür, dass dort ein römischer Militärposten war? Die jetzige Gladbacher Strasse war nämlich eine Römerstrasse, die von Roermond über Elmpt, Waldniel und M. Gladbach nach Neuß führte. Auch soll es um 300 n.Chr. in Eicken eine Gerichtstätte gegeben haben. (die Thingeiche in Eicken) Man nimmt an, dass es in Waldniel schon in keltischer Zeit auf den Hügeln des Kranenbachtales eine Befestigung gab. Es wird vermutet, dass es dort eine Fliehburg gegeben hat in der ein Germanisches Stammesheiligtum aufbewahrt wurde. Um solch ein Stammesheiligtum herum begann immer die erste Besiedlung. (Ort: heute alter Kirchplatz) Später wurde an diese Stelle eine Christliche Kapelle errichtet. Die Befestigung bestand aus einem Erdwall der später mit drei Steintoren umgeben wurde.

War das hier schon die Keimzelle Waldniels?

 

Nichts hält sich ewig, so auch das Römische Reich nicht. Die Römische Rheinarmee wurde zurückgezogen und Germanische Stämme setzten sich immer mehr durch. Besonders stark war das Volk der Franken, sie nahmen 400 n. Chr. das linke Rheinufer in Besitz.

Nun hatten hier die Uferfranken das sagen.

Den Begriff Völkerschaften wurde nun abgeschafft und es gab die Gaue. (Verwaltungsbezirke) Waldniel und Amern gehörten in der Frankenzeit zum Mülgau. Es war ein Karolinischer Gau im Herzogtum Lothringen. Der Mülgau wurde erstmals 837 erwähnt und war das Gebiet zwischen Maas und Niers. Der Chef von so einem Gau, war ein vom König ernannter Graf. Im Jahre 966 wird ein gewisser Eremfried als Gaugraf erwähnt. Später hatten die Grafen von Kessel dieses Amt inne, so ist es 1082 erstmalig erwähnt. Diese Zeit dauerte bis 1304.

 

Wie alt ist Waldniel Nun wird es etwas kompliziert. Es geht nämlich darum, wann unser Waldniel erstmals schriftlich erwähnt wurde.

Also wie alt ist Waldniel, bisher nachweislich?

Dazu muss man wissen, dass sich im jetzigen Kaiserpark auf einer Insel im Weier das Ritterkasteel Haus Bocholtz befand. Man nannte es, der Brockerhof oder Brockhof. Hier war der eigentliche Herrensitz von Waldniel. Die Ritter hießen amtlich die Herren von Bocholtz und von Waldniel. Sie waren schon im 13.Jahrhundert im Besitz des Gutes. Aber bereits im 11. Jahrhundert soll an dieser Stelle ein in hohem Ansehen stehendes gräfliches Geschlecht gewohnt haben.

Der Waldnieler Heimatforscher Jakob Kirschkamp schrieb 1896 in seinem Beitrag „ Geschichte von Burgwaldniel „ Auf dem Niler Herrensitz des Hauses Bocholtz soll im Jahre 1020 der Hl.Wolfhelm, als Sohn des Grafen von Neil, geboren sein. Wolfhem war von 1065-1091 Abt in der Abtei Brauweiler und wurde später heilig gesprochen Darüber gibt es aber keine sicheren schriftlichen Quellen. Weder in der von einem Zeitgenossen Wolfhelms, dem Mönchen Konrad, verfassten „ Vita Wolfhelmi „ noch später in einem von Erich Wisplinghoff verfassten Aufsatz. Wahrscheinlich hätte es nicht nur Kirschkamp gerne so gehabt. Welche Gemeinde oder Stadt schmückt sich nicht gerne damit, Geburtsort eines Heiligen zu sein.

Die älteste sichere schriftliche Erwähnung Waldniels befindet sich in dem Bericht von Walther Föhl:

Die Edelherren von Amern „

Dort wird in einer Eigentumsgeschichte von 1188 auf einer Pergamenthandschrift des Staatsarchives Münster, ein Ambre (Amern) bei Nele (Waldniel) erwähnt. Aus der Formulierung kann man schließen das Nele also unser Waldniel, schon ein etwas bedeutenderer Ort gewesen sein muss. Es ist gut möglich, dass es Nele schon vor 1000 n.Chr. gegeben hat. Aber es ist nirgendwo erwähnt.

So weit so gut.

 

Der Name Waldniel Waldniel hieß zuerst Neil, Neill, Nyel oder Nile, später Nyle oder Nele. Die Bedeutung des Namens heißt Lichtung. Noch ein paar erstmalige Erwähnungen: Um 1168 wird Eschenrath in einer Besitzrechts-Urkunde Eschenrath erstmalig erwähnt. Um 1255 wird Lüttelforst anlässlich der Kirchengründung erstmalig erwähnt. Um 1557 wird Ungerath anlässlich eines Besitzstreites erwähnt.

 

Die Zeit nach dem Mülgau Wie schon erwähnt, starb im Jahre 1304 der letzte Graf von Kessel und wir wurden dem Herzogtum Jülich, Amt Brüggen zugeschlagen. Deswegen ist im alten Waldnieler Wappen der Jülicher Löwe zu sehen. Außerdem ist es Gelb und Blau. Blau stellt die Flachsblüte dar, das Gelbe soll an die unendlichen Kornfelder unserer Heimat erinnern.

Diese Jülicher Zeit dauerte 500 Jahre, also bis 1794.

Von 1794 bis 1814 war das ganze linke Rheinufer von den Franzosen besetzt und damit hatten nun die Franzosen über uns zu bestimmen. Der komplette Name Waldniel taucht erstmals 1333 auf. Denn in dem Jahr wird Waltnyle in einer Steuersache benannt. Die Benennung Waldniel scheint durch die geistliche Behörde aufgekommen sein. Weil zwei Nyle dem Dekanat Wassenberg zu gehörten, unterschied man: Nyle ad nemus (Waldniel) Nyle am Wald und Nyle ad mosam (Maasniel) Nyle an der Maas

 

Wie sah Waldniel damals aus Waldniel war von einem Erdwall umgeben, in dem drei gemauerte Toren waren. Das Bruchtor in der jetzigen Lange Straße. Das Peterstor in der jetzigen Gladbacher Straße Das Kuhtor in der Strasse nach Dülken Waldniel war von Norden nach Süden 230 Meter und von Westen nach Osten 200 Meter groß. Alles was außerhalb des Walles lag, (bis auf einige Felder) hieß Kirspelwaldniel (Kirchspiel) Der Wall bestand bis 1796, dann wurde er geschleift (abgetragen) Waldniel konnte nun größer werden.

Wie war das Leben in Waldniel In Waldniel lebte man hauptsächlich vom Ackerbau und von der Leineweberei. Waldniel war kein Dorf, keine Stadt, es war ein Flecken. Flecken hießen Dörfer, die einige Stadtrechte besaßen. Wie zum Beispiel das Abhalten von Märkten. Das Waldniel ein solches Marktrecht hatte, wird 1707 erwähnt. Man kann aber davon ausgehen, dass in Waldniel schon etwa um das Jahr 1674 Markt abgehalten wurde. Unser Marktplatz war circa 85 m lang und 48 m breit. Es gab drei uralte Jahrmärkte auf unserem Marktplatz: im Februar, im April und im September. Gegenstände des Markthandels waren: Eisenwaren, Schuhe, Hüte, Pfefferkuchen und mehrere Sorten von Ellenware. (Stoff) Ein weiterer Beweis der Bedeutung Waldniels sind seine Handelsbeziehungen. Der Handelsverkehr Neußer Fuhrleute am linken Niederrhein um 1750 erstreckte sich regelmäßig, einem Bericht nach, über Krefeld, Dülken, Waldniel und Mönchengladbach. Waldniel wird also mit all diesen Städten gleichgestellt, obschon es 1767 nur 909 Einwohner hatte und Kirspel 1050. Aber die anderen Städte hatten auch nicht viel mehr. Stadt und Abtei Gladbach hatten auch z.b. auch nur 1000 Einwohner. Bleibt die Frage, warum sind die anderen Städte gewachsen und Waldniel nicht.

 

Warum hießen wir Burgwaldniel Bis zu Beginn der französischen Zeit (1794) haben wir Flecken Waldniel geheißen.

Das französische Wort für Flecken heißt Bourg. Die Franzosen setzten Bourg vor Waldniel und hatten so den Namen Bourgwaldniel. Deswegen wurde Waldniel in der französischen Zeit von 1794 bis 1814 Bourgwaldniel genannt.

Nach dem Wiener Kongress (1815) wurde die linke Rheinseite preußisch. Also auch unser Waldniel. Das französische Bourg hätte nun eigentlich wieder aus dem Namen entfernt werden müssen.

Um sich aber von Kirspelwaldniel zu unterscheiden und weil es sich gar nicht so schlecht anhörte nannte man sich nun Burgwaldniel. Hier in Waldniel hat zwar das Rittergut Haus Clee, (damals Amern) und der Rittersitz Bocholtz gestanden. Aber nie eine Burg.

 

Danach bis jetzt Seit 1816 gab es die Bürgermeisterei Burgwaldniel mit Lüttelforst und die Bürgermeisterei Kirspelwaldniel.

Erst ab 1830 begann Waldniel über den früheren nicht mehr bestehenden Wall zu wachsen. Das erste Gebäude was außerhalb des Walles gebaut wurde war das Haus in dem sich später die Gaststätte Waidmannsheil befand. (Anfang Dülkener Strasse)

Ab dem 01.04.1915 wurden beide Bürgermeistereien Burgwaldniel und Kirspelwaldniel zusammengeführt. Man gab sich den Namen Waldniel. So hatte unser Ort schon 1333 geheißen.

1956 kam Ungerath und Geneschen II von Amern zu Waldniel.

Am 01.01.1970 schlossen sich die beiden Gemeinden Waldniel und Amern im Rahmen der kommunalen Neugliederung zu einer Gemeinde mit dem Namen Schwalmtal zusammen.

 

Nun zu den vielen Kriegen die unsere Vorfahren in der Vergangenheit mitmachen mussten.

Durch die vielen Kriege in der Zeit von 1567-1945 hatte Waldniel durch Durchmärsche, Einquartierungen und Beschlagnahmungen viel zu leiden.

Die niederländischen Unruhen Zuerst waren es die Niederländischen Wirren von 1567-1588 die man auch den Spanisch–Niederländischen Krieg nannte. Die Niederländer wollten den Protestantismus durchsetzen und die Unabhängigkeit von der katholischen Spanischen Krone erreichen.

Eine große Schlacht gab es 1568 auf der Dahlener Heide bei Mönchengladbach. Wo die Niederländer herrschten wurde es schwer für die Katholiken.

Der Truchsessische Krieg Während der Zeit des Truchsessischen Krieg von 1585 – 1589, den man auch den Kölner Krieg nennt, herrschte bei uns ein sehr großes Elend. In diesem Krieg wurde unsere Bevölkerung besonderen körperlichen Quälereien ausgesetzt. Weder Frauen noch Kinder wurden verschont.

Der Kölner Erzbischof Gerhard von Truchsess war Protestant geworden. Er wollte dem Protestantismus Eingang in sein Kurfürstentum verschaffen. Der Krieg endete 1589 mit der Niederlage des Erzbischofs. Hätte er den Krieg gewonnen, wäre unsere Region heute Evangelisch.

Der Dreißigjährige Krieg Der Dreißigjährige Krieg von 1618–48, brachte besonders durch das Hessenjahr 1642, mit der Schlacht auf der Kempener Heide auch nichts Gutes für unsere Vorfahren. Die Hessen hausten in diesem Jahr wie die Wilden. Erst der Kaiserliche Feldherr Jan v. Werth machte den Hessen den Garaus. In unserer Heimat herrschte während dieser Zeit, übelste Gewalttätigkeit, totale Zerstörungswut und unerhörte Grausamkeit

Außerdem raffte 1635 die Pest viele unserer Vorfahren dahin.

Zum Ende dieses Krieges war unsere Heimat zu einem Trümmerfeld geworden.

Der französisch-holländische Krieg Im französisch–holländischen Krieg von 1672 – 1678 waren wir wieder mittendrinn. Bei uns direkt fand zwar keine Schlacht statt, aber durchziehende Truppen brachten genug Kriegsgetümmel. Außerdem entstanden für unsere Vorfahren hohe Kosten die für die Bereitstellung der Quartiere entstanden. Erst der Friede von Nymwegen brachte wieder Ruhe.

Der spanische Erbfolgekrieg Der spanische Erbfolge Krieg von 1701-1714 war ein Kabinettskrieg. Er setzte die Dynastie der Bourbonen in Spanien fest. Von diesem Krieg wurde Waldniel nicht direkt getroffen. Von Kriegssteuern und anderen Abgaben, die geleistet werden mussten, blieb Waldniel aber nicht verschont. Es hörte erst 1713 mit dem Frieden von Utrecht auf.

Der siebenjährige Krieg Nach eine für diese Zeit lange Friedensdauer, ging es mit dem siebenjährigen Krieg von 1756-1763 weiter. In der Schlacht bei Krefeld an der Hückelsmay besiegte Prinz Ferdinand von Braunschweig die übermächtigen Franzosen.

Nach Aussage des Waldnieler Bürgers Matthias Cürlis, suchten uns nach der Schlacht preußische Truppen heim. Sie raubten alles was sie bekommen konnten.

Am 29.7. 1758 kam es auf dem Cleer Acker in Ungerath zu einem leichten Zusammenstoß zwischen Franzosen und Preußen.

Am Tag darauf kamen die Franzosen von Lüttelforst nach Waldniel und wollten hier einquartiert werden. Weil aber nicht genug Platz vorhanden war, mussten sie auf dem Cleeracker und auf den Ungerather Feldern campieren.

Bis zum Ende des Krieges zogen häufiger Soldaten durch Waldniel und es kam zu den dazu gehörenden Einquartierungen.

Die Waldnieler wurden verpflichtet von 1761 bis 1762, über 6664 Portionen Lebensmittel zur Verfügung zu stellen.

Von der Französische Revolution wurden wir auch nicht verschont, die Unruhen bekamen wir bis hier in Waldniel zu spüren.

Bei den Kämpfen um die Schwalmlinie im Frühjahr 1793 lag Waldniel ganz vorne im Aufmarschgebiet. In der Schlacht bei Aldenvoven setzten sich die Preußen und Österreicher durch. Die Französische Armee wurde geschlagen. Sie zog sich nach Belgien zurück. Ein paar Monate später schlugen die Franzosen zurück und drängten die Verbündeten über den Rhein.

Am 8. Oktober 1793 wurde Waldniel besetzt und wieder hieß es, Kriegslasten tragen und hungern.

1794 wurde das gesamte linke Rheinufer französisch.

Es änderte sich einiges. Dem Adel und der Geistlichkeit wurden die Vorrechte beschnitten. Die Ziviltrauung wurde Pflicht. Ein hartes Steuerrecht wurde eingeführt Waldniel wurde zu Bourgwaldniel. (Fleck Waldniel) und alle Männer die „Kompabel“ waren, mussten „ Dienen „ So auch 22 Waldnieler Männer die im französischen Heer dienen mussten. Es gab in dieser Zeit aber auch einige Räuberbanden die unsere Gegend unsicher machten. ( z.b. Der Fetzer von Neuß )

Im Allgemeinen war es aber eine ruhige Zeit. Unsere heimische Leinenindustrie hatte durch die Kontinentalsperre die den Handel mit England verbot, eine sehr gute Zeit.

Befreiungskriege 1813-1814

Die Niederlage Napoleons in Russland blieb auch hier trotz Nachrichtensperre, nicht unbemerkt. Schließlich kam es zum Widerstand gegen Napoleon.

Nach der Völkerschlacht bei Leipzig in der Napoleon unterlag wurde 1814 mit Hilfe der mit den Preußen verbündeten Kosaken das linke Rheinufer von den Franzosen befreit.

Es folgten wieder Durchmärsche und Einquartierungen.

Beim Wiener Kongress 1815 wurden die Rheinlande frei und mit Preußen vereinigt.

Die deutschen Einigungskriege Die Schlachtfelder der deutschen Einigungskriege 1864, 1866, 1870/71, waren nicht auf deutschem Boden. Von den Männern unserer Gemeinde die in den Krieg mussten kehrte nur einer nicht zurück.

Das Deutsche Reich Am Ende stand der Friede von Frankfurt und das Deutsche Reich wurde gegründet. Der erste Kaiser war Wilhelm I. Er wurde 1871 im Spiegelsaal zu Versailles zum Kaiser ausgerufen. Als äußerliches Zeichen wurden überall Friedenseichen gepflanzt. Auch auf unserem Marktplatz wurde eine gepflanzt.

Unsere Eiche ist eine Besonderheit. Es ist die zweite Eiche. Der erste Baum ist nicht angeschlagen. Es wurde versäumt ihn ordentlich zu gießen.

Der erste und zweite Weltkrieg. Im ersten Weltkrieg 1914-1918 gab es 101 Waldnieler Kriegstote. Im zweiten Weltkrieg 1939-1945 verzeichnete man über 200 Waldnieler Kriegstote.

Es war schon einiges los, hier in unserer Heimat. In der jüngeren Zeit ist es Gott sei Dank unblutiger abgelaufen.

Nicht zuletzt durch unser vereinigtes Europa.

 

Soweit das Kommunale, nun das Religiöse.

Katholisch. Auf den Hügeln des Kranenbachtales soll, wie ich schon anfangs beschrieb, zu heidnischen Zeiten eine Opferstätte gestanden haben. Später soll an diese Stelle eine christliche Kirche gebaut worden sein. Die Missionare die zu uns den christlichen Glauben nach Waldniel brachten, kamen von Odilienberg bei Roermond. Von 711-1801 gehörten wir zum Dekanat Wassenberg welches zur Diözese Lüttich gehörte. Die erste Kirche war eine Holzkirche und schon dem hl. Michael geweiht. Sie stand da wo nun das Krieger-Ehrenmal ist. Der erste schriftlich erwähnte Kirch-bau war 1377. Die später gebaute Steinkirche war 24,50 m lang, 13,50 m breit und 36 m hoch. 1896 wurde sie abgebrochen.

Von 1801 bis 1825 gehörten wir zu dem von Napoleon geschaffenen Bistum Aachen. Danach zum Bistum Münster.

Seit 1931 gehört die kath. Kirchengemeinde St. Michael wieder zum Bistum Aachen. Die heutige Kirche, unser Schwalmtaldom, wurde von 1878-1883 gebaut und ist 83 m hoch.

Er ist heute die Hauptkirche der Gesamtpfarre St. Matthias.

Evangelisch.

Die reformierte Gemeinde Waldniel, ist erstmals urkundlich im Jahre 1574 erwähnt. Sie gehört damit zu den ersten reformierten Gemeinden am Niederrhein. Im Jahre 1611 lässt sich schon ein Predigthaus nachweisen, allerdings war es ein Wohnhaus. Einer der ersten Prediger war Caspar Rosa, der allerdings 1623 von spanischen Soldaten des Ortes vertrieben wurde. Der neue Prediger Isbrandus Celesius wurde 1649 auf Haus Clee in sein Amt eingeführt.

Die Besitzer der Adelshöfe Brockerhof, Haus Clee und Dahlhof waren der neuen Lehre beigetreten. Mit deren Hilfe wurde 1667 das erste Predigthaus gebaut. Eine schriftliche Bestätigung dazu gibt es in dem Buch „ Haus Klee„ von Josef Deilmann. Dort wird berichtet, dass einer der damaligen Pächter von Haus Clee, namens Karl Werner Kezgen, im Jahre 1635 zwei im Park gefällte Eichen zum Bau für das reformierte Predigthaus spendete. Um alles zu erfahren, was sich bei den Waldnieler Protestanten bis zum heutigen Tag getan hat, empfehle ich das von Pastor Arne Thummes 2017 erschienene Büchlein: 350 Jahre Evangelische Kirche Waldniel

 

Meine Betrachtung

Soweit die Geschichte Waldniels bis heute.

Etwas möchte ich aber noch über die Mentalität

des „ Nellers „ bemerken.

Hier bei uns wurde sehr lange Flachs angebaut und gar kein schlechter. Man sagte ihm eine sehr stabile Faser nach. Aus dieser Flachsfaser wurde Leinen hergestellt. Hier bei uns in Waldniel stand fast in jedem Haus ein Handwebstuhl. Unsere Leineweber stellten das beste Leinen her und verkauften es sogar bis zum Papst. Jeder war praktisch sein eigener Unternehmer.

Darauf waren unsere Vorfahren sehr stolz.

Der Leinenfaden und der Webstuhl, auch Getau genannt haben das Leben der Waldnieler „ Gewebt„

Langsam, stetig, immer Stück für Stück Dieses beschauliche Leben hätten die Waldnieler gerne weiterführt.

Dazu vielleicht ein kleiner Vers der an die Leineweberzeit erinnern soll. Enne wette Sokk ----- Ein weißer Sack on enne blaue Keel ----- und ein blauer Kittel dad es ed Wappe von Neel ------- das ist das Wappen von Waldniel Es sollte aber anders kommen.

Es kam die Baumwolle, denn sie war viel billiger. Der mechanische Webstuhl wurde erfunden. Die Firma Hoster machte 1878 die erste mechanische Leinenfabrik an der Amerner Strasse auf. (auf dem Gelände befindet sich heute die Firma Mundforts und der Bauhof der Gemeinde Schwalmtal) Man versuchte vergeblich, der Fabrikarbeit durch die Umstellung von Leinen auf Samt und Seide zu entgehen. Aber es war nur ein Ausweichen. Ein paar alte Waldnieler erbauten die 2. mechanische Leinenweberei AGST. ( Hungerberg an der Gladbacher Strasse) Um 1890 eröffnete die Firma Schroeder + Kersten die erste Baumwollweberei. Später übernahm die Firma Reiner Waters den Betrieb und führte ihn als Leinenweberei neben der seit 1864 bestehenden Handweberei.

Es wanderten immer mehr Hausweber in die Fabrik. Trotzdem behauptete sich die Waldnieler Leinenindustrie noch gegen die billige Baumwolle. Es lag wohl daran, dass die Waldnieler Topware herstellten. Bis 1920 wurde noch auf eigenen Getau feinste Ware hergestellt. Danach kam die Firma Rösler Draht AG (1921-2000) und die Textil-Firma Glanzstoff Kuag ( 1925-1975 ) nach Waldniel. Die beiden Firmen beschäftigten in den Spitzenzeiten bis zu 2200 Arbeitnehmer. Heute haben wir ein überschaubares Arbeitsangebot.

Der „ alte Neller„ liebt das Althergebrachtes und ist sehr sesshaft. Er ist gesellig, spricht gerne sein Neller Plott und ist ab und zu vielleicht etwas eigensinnig. Er regt sich nicht gerne auf und ist manchmal auch etwas schwerblütig. Darum besteht für ihn die Gefahr etwas zu verpassen, was ihn nach vorne bringen könnte. Den gebürtigen Neller gibt es seit 1972 nicht mehr. Denn in dem Jahr wurde der Kreissaal des Antonius Hospitals geschlossen. Gibt es jetzt eine Hausgeburt, ist man Schwalmtaler.

 

Ich mag ihn „ Den Neller„ den „ Schwalmtaler„ natürlich auch.